Nach 350 Jahren noch lebendig

Das war eine gelungene Premiere für die „Die Braut von Fikensolt“. Unter der Regie von Elke Münch haben die Darsteller eine beeindruckende Inszenierung der historischen Sage erarbeitet. Es folgen noch sieben Aufführungen.

von Hildburg Lohmüller

WESTERSTEDE Kaum hatte der Gong drei Mal geläutet, Winfried Wessels die Veranstaltung eingeleitet und der imaginäre Vorhang sich zur Premiere gehoben, da kamen auch schon aus allen Richtungen die Akteure gelaufen und belebten das bunte Geschehen auf dem Alten Markt am Fuße der St.-Petri-Kirche.

Beim Pferdestall wurde gefegt, der Sattel geputzt, die Strohballen gestapelt, Großknecht Tamo hackte Holz, Frauen schälten Kartoffeln oder steckten Blumen zu Kränzen. Vor voll besetzten Stuhlreihen präsentierte das Ensemble Freilichttheatergemeinschaft Westerstede am vergangenen Samstagabend das Stück „Die Braut von Fikensolt“. Die Inszenierung der Westersteder Sage dreht sich um die Liebe und eine verpasste Hochzeit.

Aus diesem Stoff hatte Erika Janna Petersen vor rund 27 Jahren das erste Freilichttheater geschrieben, das 1992 als „Bruut van Fikensolt“ in plattdeutscher Sprache von der Freilichttheatergemeinschaft Westerstede als erstes Freilichtstück aufgeführt wurde. Es war ein Riesenerfolg und in der Saison 1995 erneut zu sehen.

In diesem Jahr hat die Freilichttheatergemeinschaft die Sage der Braut von Fikensolt ausgewählt, weil sich der heimatgeschichtliche Stoff 1669 zugetragen hat, also vor genau 350 Jahren. Dies belegt eine kirchenamtliche Eintragung aus dem 17. Jahrhundert, die den Kern der wohl bekanntesten ammerländischen Sagendichtung bestätigt. Im Kirchenbuch vom 6. Oktober 1669 ist die historische Niederschrift über den Tod von Junker Johann von Waddewarden zu Fikensolt nachzulesen.

Jetzt wird „Die Braut von Fikensolt“ in einer neuen Inszenierung auf Hochdeutsch gespielt, mit einigen plattdeutschen Beiträgen. Den ursprünglichen Text in plattdeutscher Sprache hat Helge Ihnen ins Hochdeutsche übersetzt. Die Regie hat Elke Münch aus Wilhelmshaven, die mit großem Erfolg andere Freilichttheaterstücke in der Region inszeniert hat und erstmals von der Freilichttheatergemeinschaft verpflichtet wurde.

Mit einer hervorragenden Premiere, bei der es viel Szenenapplaus und starken Schlussbeifall gab, haben die Darsteller die Weichen in die Richtung Erfolg gestellt. Die Begeisterung der Akteure, die ihre Rollen in beeindruckender Weise lebten, schwappte von Beginn an zum Publikum über.

Die Zuschauer erlebten die historische Geschichte um die Brautjungfer Margerite von Wittenheim, die am Hochzeitsmorgen erfährt, dass ihr Bräutigam Junker Johann von Waddewarden, der damalige Junker von Fikensolt, in der Nacht vor seiner Hochzeit an einem Stickhusten starb. Die Braut kam also zu spät zu ihrer eigenen Hochzeit.

Eingebaut sind auch professionelle Fechtszenen und Effekte, die Stuntman Ralf Cordes vom Stunt-Team Haren einstudiert und vorbereitet hat. Pferde und Kutsche haben ebenfalls ihre Aufgabe.

„Die Braut von Fikensolt“ ist ein lebendiges Freilichttheaterstück um historische Begebenheiten mit Streitigkeiten und Liebe, das zu Herzen geht. Die „Bühne“ mit einem besonderen Kulissenbau ist der Alte Markt und ein Teil des Kirchengeländes.

In seiner Begrüßung zum inzwischen 14. Freilichttheater dankte Winfried Wessels, Vorsitzender der Freilichttheatergemeinschaft Westerstede, den zahlreichen Akteuren, den Sponsoren und den unzähligen Helfern, die mit ihrer Unterstützung zum Gelingen beigetragen haben.

„Die Braut von Fikensolt“ wird noch sieben Mal aufgeführt, Beginn ist jeweils 20 Uhr. Die weiteren Termine sind am 26., 28., 29. und 30. Juni und am 3., 5. und 7. Juli. Die Zuschauer sitzen im Freien, aber geschützt unter einem Dach. Infos und Tickets gibt es bei der Touristik Westerstede unter Telefon   0 44 88/5 56 60 und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen sowie online unter

von Hildburg Lohmüller

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